Alle tanzen nach ihrer Pfeife
Matthias Hahn, 23.03.2016
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Frauen als Schiedsrichter sind selten auf den Fußballplätzen. Sandra Heinze macht es seit dreieinhalb Jahren und hat Spaß
Nahezu jedes Wochenende tanzen 22 große und kleine Männer nach ihrer Pfeife. Muss das ein tolles Gefühl sein. Ist es auch bei Sandra Heinze, sie hat sogar Spaß dabei, wenngleich es mitunter auch nicht leicht ist und konsequentes Durchsetzungsvermögen verlangt. Nicht immer akzeptieren die Herren der Schöpfung Entscheidungen der 30-Jährigen. Das ist aber auch bei männlichen Schiedsrichtern nicht anders.
Immer noch wird gestaunt
Sandra Heinze, die Mitglied des Meeraner SV und im Vorstand Schiedsrichterobmann ist, hat inzwischen genügend Erfahrung gesammelt, um überschäumende Temperamente zu zügeln. Seit dreieinhalb Jahren pfeift sie Spiele in der 2. Kreisklasse der Männer und beim Nachwuchs. In den Punktspielserien ist sie jedes Wochenende unterwegs, hinzu kommen Freundschaftsspiele während der Woche. Es gibt dennoch immer wieder erstaunte Blicke, wenn sie aufläuft. "Das lässt mich kalt, daran habe ich mich gewöhnt", sagt sie. Woran sich Sandra Heinze jedoch nicht gewöhnen kann und auch nicht will, sind Meckereien. "Es ist schlimm, wenn Trainer, Spieler und Zuschauer ständig Entscheidungen des Schiedsrichters diskutieren. Das geht eigentlich gar nicht, ist leider normal", sagt sie. In solchen Fällen und bei Fouls setzt Sandra Heinze auf Beruhigung, mit den Karten sei sie nicht so schnell zur Hand.
Als Spielerin Mittelmaß
Eine Freundin hat bei ihr die Leidenschaft für den Fußball geweckt. Sie hatte Sandra Heinze mit zum Probetraining bei der SG Lok Glauchau/Niederlungwitz mitgenommen. In den fünf Jahren als Spielerin hat sie allerdings nicht so richtig eingeschlagen. "Ich war eher Mittelmaß", erinnert sie sich. Das ist dem damaligen Trainer Steffen Lötzsch nicht verborgen geblieben. Da es bei Lok einen Mangel an Schiedsrichtern gab, hat sie den Vorschlag Lötzschs angenommen, und das Metier auf dem Spielfeld gewechselt.
Ziel ist Kreisoberliga
Im März 2013 leitete sie ihr erstes Spiel bei den D-Junioren. Jetzt ist es ihre erste Saison bei den Männern. "Das ist natürlich schwieriger als im Nachwuchsbereich. Da wird auf Großfeld gespielt und viel schneller. Aber es macht Spaß", sagt sie. Regelmäßiges Fitnesstraining gehört deshalb zum wöchentlichen Alltag von Sandra Heinze. Ihr Ziel ist die Kreisoberliga mit neutralen Linienrichtern. In der 2. Kreisklasse stehen Vereinsmitglieder an den Seitenlinien. "Das finde ich nicht gut, ist aber der Situation geschuldet, dass es zu wenig Unparteiische gibt", stellt sie fest. Für gut würde sie es deshalb halten, wenn sich mehr Mädchen oder Frauen entschließen könnten, Schiedsrichterin zu werden. Neun gibt es derzeit im Kreisverband.
Quelle:Freie Presse / Text: Geidel / Bild: Kretschel