Weltmeistertitel als Motivation
Marcel Kundisch, 27.07.2014

Vom WM-Triumph der deutschen Nationalelf erhoffen sich die Fußballvereine einen Schub für ihre Nachwuchsarbeit.
Die Weltmeisterschaft mit dem Titelgewinn Deutschlands ist Geschichte, doch die Euphorie bleibt. "Freie Presse" hat bei den Verantwortlichen der Vereine nachgefragt, ob sie einen Boom an fußballbegeisterten Kindern erwarten, die ihren Idolen nacheifern wollen.
Thomas Schick, Vorsitzender des Jugendausschusses im Kreisverband Fußball Zwickau, zeigt sich vorsichtig optimistisch: "So ein Titel kann schon wirken. In den letzten Jahren wird aber von den Vereinen auch so schon sehr gute Nachwuchsarbeit gemacht." Allein im Bereich der E- und F-Junioren gibt es im Verband 50 Mannschaften, sodass auch die Ligen der älteren Jahrgänge, die zuletzt noch schwächer besetzt waren, bald Zulauf bekommen sollten.
Kontinuierliche Arbeit zählt
Sascha Krätschmer, Jugendleiter des FSV Zwickau, hat bisher noch keine großen Auswirkungen festgestellt. "Bei der Heim-WM 2006 war da aber schon etwas spüren", so Krätschmer, der den FSV als sehr gut aufgestellt sieht, was untere anderem der guten Sichtungsarbeit zu verdanken sei. Inklusive der U 23, die zum Unterbau gezählt wird, seien rund 200 Nachwuchsspieler im Verein.
Heiko Fröhlich, Vorsitzender des VfL 05 Hohenstein-Ernstthal mit etwa 150 Nachwuchsspielern, hält einen Schub durchaus für möglich. "Wichtig ist aber, dass es kein kurzfristiger Boom ist, sondern etwas Nachhaltiges", so Fröhlich. Vereine müssten deshalb auch den Bereich Übungsleiter stärken und auch die Eltern des fußballbegeisterten Nachwuchses für Ehrenamt und Unterstützung sensibilisieren.
Dirk Mühleisen, Jugendleiter des SV Waldenburg, hat Bedenken: "Es ist ja von der Zeit her ungünstig. Jetzt sind ja alle in den Ferien." Mühleisen schätzt eine kontinuierliche Nachwuchsarbeit, unter anderem durch den Kindergartencup und die Zusammenarbeit mit Kindereinrichtungen viel wichtiger ein.
Übungsleiter werden gesucht
Stephan Hempel, Abteilungsleiter beim ESV Lok Zwickau, sieht generell ein großes Interesse des Nachwuchses am Fußball. "Wir haben guten Zulauf. Gute Übungsleiter zu finden ist momentan die größere Herausforderung", so Hempel, der etwa 160 Nachwuchsspieler im Verein hat. Auch Kai Schumann, Jugendleiter beim VfB Empor Glauchau, hofft nicht nur auf viele junge Kicker, sondern auch auf Trainer. "Vielleicht sind dabei ja vom DFB Aktionen möglich, die uns Vereine in dem Bereich unterstützen."
Stefan Landgraf vom Wüstenbrander SV bringt mehrere Jahrzehnte Trainererfahrung mit. "Der Titelgewinn motiviert nicht nur die Kinder, sondern auch mich selbst." Er beobachte verstärkt, dass die kleinen Fußballer die Trikots ihrer großen Idole tragen. "Wir hatten aber auch vor der WM schon guten Zulauf. Es geht seit einiger Zeit aufwärts, vielleicht bringt der Titel ja noch mehr Auftrieb", sagt Landgraf.
Daniel Hennig, neuer Jugendleiter des FC Sachsen Steinpleis-Werdau, sieht durch die WM ein insgesamt höheres Interesse am Fußball. "Es geht uns aber um die kontinuierliche Nachwuchsarbeit. Da spielt es oft ein größere Rolle, dass die Väter und Großväter Fußballer waren und ihre Begeisterung weitergeben."
Quelle:Freie Presse